Alun Meyerhans und Flavio Gerber, die kreativen Köpfe hinter diesem Filmprojekt, geben in einem Interview spannende Einblicke in ihre Arbeit und die Herausforderungen, die sie während der Realisierung von «Aiming High» bewältigt haben.
Wann und wie habt ihr eure Leidenschaft für Filme und fürs Filmemachen entdeckt?
Alun: Meine Film-Anfänge gehen aufs Tanzen zurück. Schon in meiner Kindheit liebte ich es, zu tanzen und mich zu bewegen. Tanz zu filmen war zusätzlich spannend, denn dabei entstand etwas ganz Neues. Das fand ich sehr faszinierend.
Flavio: Geschichten, Pointen und Twists waren schon seit klein auf mein Ding. Ich habe mich zuerst auf der Bühne versucht, bevor mich mein Bruder in den Bann der Filmwelt gezogen hat. Er ist quasi mit einer Kamera in der Hand geboren und brauchte irgendwann jemanden, der ihn produziert und die Geschichten entwickelt.
Was hat euch dazu bewogen, das Matterhorn Cervino Speed Opening mit der Kamera zu verfolgen?
Flavio: Da waren der Pioniergeist und das intrinsische Interesse an der Skiwelt: Was steckt alles hinter einem solchen Rennen? Was spielen die Athletinnen und Athleten noch für eine Rolle? Lohnt sich der «Chrampf» auf der Seite der Sportlerinnen und Sportler? Was müssen die alles leisten? Das Rennen war für uns das Tor in eine uns noch sehr unbekannte und verschlossene Welt.
Wie hat sich die ursprüngliche Idee während der Dreharbeiten weiterentwickelt?
Flavio: Es war ein Paradebeispiel einer horizontal gespiegelten Dramaturgiekurve. Es ging einfach nur abwärts, erst 2022 und dann 2023. Mein Bitcoin Portfolio sieht auch so aus - grosse Hoffnung auf Spektakel am Anfang und dann puff, alles weg. Aber da wo es weh tut, ist es halt schon auch sehr spannend!
Alun: Die Grundsatzidee, die Rennvorbereitungen auf allen Ebenen zu begleiten, blieb stets gleich. Wir wussten aber bis zur allerletzten Sekunde nicht, ob es eine Geschichte des Scheiterns oder eine des Erfolgs werden würde. Wir hatten bis zum Schluss unheimlich viele Optionen, wie die Geschichte erzählt werden konnte und mussten sicherstellen, dass wir all diese Stimmen auch einfangen konnten.
Was waren eure persönlichen Höhepunkte des Filmdrehs und was waren die grössten Herausforderungen?
Alun: So nah dabei zu sein, hinter die Kulissen zu schauen und die Athletinnen und Athleten kennenzulernen war schon sehr beeindruckend. Zu sehen, wie sie in einem dünnen Renndress so viel Risiko auf sich nehmen. Unsere Herausforderung bestand vor allem darin, auf dieser Höhe zu drehen. Es war kalt, windig, wir mussten mobil bleiben und schnelle Entscheidungen treffen, aber trotzdem qualitativ hochstehende Bilder produzieren.
Flavio: Vor der letzten Rennabsage den FIS-Verantwortlichen einen Tag lang den Puls zu fühlen und bei all den Entscheidungen dabei zu sein, das war schon sehr einmalig. Die Emotionen in solchen Momenten auszuhalten und mit der Kamera draufzuhalten war eine Herausforderung und ein stetiges Verhandeln mit allen Beteiligten. Aber diese Nähe wurde durch das Vertrauen, das wir über die zwei Jahre aufgebaut haben, erst richtig möglich.
Gibt es bestimmte Szenen oder Momente im Film, die euch besonders nahegehen?
Alun: Egal, ob man Franz Julen mag oder nicht - ihn zu sehen, wie er für dieses Projekt kämpft, sich den Kritiken stellt, vieles an sich abprallen lässt, und dann am Schluss Tränen in den Augen hat, das berührt.
Flavio: Als der Rennleiter mit Tränen in den Augen keine Worte mehr findet, geht mir das schon nahe. Vor allem, nachdem wir sie schon so lange begleitet haben. Aber auch mit Aleksander Aamodt Kilde Auto zu fahren und Hip-Hop zu hören hat was sehr Intimes.
Wen wollt ihr mit diesem Film ansprechen und was hofft ihr, dass das Publikum aus dem Film mitnimmt?
Flavio: Unser Credo war immer: das ist ein Film für alle Skifans und alle anderen Leute. Uns war wirklich wichtig, einem breiten, kritischen Publikum die Skiwelt näher zu bringen und die Geschichten dahinter zu zeigen. Zudem lieben viele von uns den Schneesport, haben gleichzeitig aber auch ein schlechtes Gewissen, wenn wir in der Gondel stehen oder die nächste Abfahrt im TV schauen. Diese innere Zerrissenheit wollen wir thematisieren und aufzeigen.
Alun: Dieser Film zeigt die verschiedenen Aspekte eines solchen Outdoor-Events auf und bietet eine Diskussionsgrundlage über dessen Sinn und Unsinn. Er zeigt die verschiedenen Facetten auf, und entsprechend soll er auch ein breites Publikum ansprechen.
Sunrise hat dieses Projekt finanziell unterstützt. Wie war diese Zusammenarbeit?
Flavio: Als wir die Idee vor drei Jahren präsentiert haben, wurden wir natürlich kritisch hinterfragt. Es sassen uns Personen gegenüber, die viel von Ski verstanden, und doch auch starke Lust verspürten, grosse und bildgewaltige Geschichten zu erzählen. Und genau hier haben wir uns gefunden. Nach einem zweiten Meeting war der Deal gemacht und wir konnten ab diesem Zeitpunkt unserer Geschichte nachgehen. Die Zusammenarbeit war von grossem Vertrauen geprägt. Dafür sind wir enorm dankbar und genau deshalb haben wir es nun auch auf die grosse Bühne geschafft.
Alun: Die Zusammenarbeit war super cool! Wir hatten die volle Freiheit und das volle Vertrauen. Ein grosser Dank geht an dieser Stelle an Urs Wenger von Sunrise. Sein Support, seine positive Energie und sein Einsatz haben uns unheimlich viel ermöglicht, gerade auch wenn es darum ging, Zugang zu den Athleten und Athletinnen zu erhalten.
Gibt es bereits neue Projekte oder Ideen, die ihr nach diesem Film verfolgen wollt?
Flavio: Nach Tennis und Ski kommt nur eine Sportart in Frage: Dressurreiten! Wir haben beide einen tänzerischen Background und verstehen nichts von Tieren. Das ist ein Match! Spass beiseite, an Ideen mangelt es uns nicht, aber momentan ist noch nichts spruchreif.
INFOBOX FILM
Das lokale Organisationskomitee des Matterhorn Cervino Speed Openings wurde während rund zwei Jahren mit der Kamera begleitet. Daraus ist ein 90-minütiger Dokumentarfilm entstanden, eine emotionale Reise mit vielen Hochs und Tiefs, denn die Organisatoren erlebten schwierige Zeiten: die Rennen der Saison 2022/2023 und 2023/24 mussten wegen mangelndem Schnee, schlechtem Wetter oder starkem Wind abgesagt werden. Der Film beleuchtet auch die spannenden Geschichten führender Weltcup-Athletinnen und -Athleten wie Marco Odermatt, Aleksander Aamodt Kilde, Lara Gut-Behrami, Corinne Suter und Jasmine Flury. Sie werden während Rennvorbereitungen, öffentlichen Auftritten, privaten Momenten und Begegnungen mit Fans gezeigt. Auch Mauro Caviezels Weg zu einem Comeback nach einer schweren Gehirnerschütterung und seinem anschliessenden Rücktritt vom Profisport wird prominent dargestellt. Dieses Projekt wurde von der Filmgerberei in Zusammenarbeit mit MySports realisiert und von Sunrise finanziell unterstützt.
Der Film feiert am Zürcher Filmfestival Premiere, ist an den folgenden Daten im Kino zu sehen:
Freitag, 4.10.2024, 18:30 Uhr, Kino Corso 1, Zürich
Sonntag, 6.10.2024, 18:00 Uhr, Kino Arena 3, Zürich
Montag, 7.10.2024, 18:15 Uhr, Kino Arena 4, Zürich